Heimatabende Gneus

Heimatabende Gneus

Wolfgang Seim
Wolfgang Seim

Wolfgang Seim – Chronist mit der Kamera

Um ihn kann man die Einwohner der Gemeinde Gneus einfach nur beneiden: Wolfgang Seim, den Mann mit der Kamera. Ganz unauffällig findet er sich fast immer dann mit seinem Fotoapparat ein, wenn etwas los ist in Gneus oder aber auch in den Gemeinden der Umgebung. In Gneus übernahm er vor mehr als 40 Jahren das Amt des „Dorffotochronisten“ von seinem Vorgänger, mit dem er dies eine Zeit gemeinsam ausgeübt hatte.

Seit dem führt er eine in unserer Gegend wohl einmalige Tradition fort. In Gneus findet zum Anfang eines jeden Jahres ein Heimatabend statt, zu dem Herr Seim Dias aus dem vergangenem Jahr und aus dem Jahr, welches genau 10 Jahre zurückliegt, den Einwohnern und Besuchern von Gneus präsentiert. So können die Gneuser in unserer schnelllebigen Zeit noch einmal in geselliger Runde auf das vergangene Jahr zurückblicken und sich die Veränderungen der letzten zehn Jahre bewusst machen.

Wenn also etwas passiert in Gneus, so wird „Seim`s Wolfgang“ schon fast erwartet, doch es sind auch die ganz einfachen Dinge und Begebenheiten, wie Feste, Bautätigkeiten oder Feierlichkeiten, die Wolfgang Seim per Dia für die Zukunft festhält. „Bei einem Text kann man zwischen den Zeilen lesen, bei einem älteren Dia ist oft auch der Hintergrund bzw. das Umfeld des eigentlichen Motivs ansprechend“, meint Wolfgang Seim zum Erfolg der Heimatabende.

Gern fotografiert er Kinder. Einerseits, weil sie ja immer „fotogen“ sind und außerdem sind an ihnen die Veränderungen innerhalb von 10 Jahren am deutlichsten, weshalb die älteren Kinderportraits zu den Heimatabenden wohl auch die meiste Heiterkeit hervorrufen.

Extra für die Kinder gibt es jedes Jahr schon am Nachmittag eine Heimatabendausgabe und es bereitet selbst den Kleinen schon viel Freude, sich auf der Leinwand auf Bildern vom vergangenen Jahr wieder zu erkennen.

Doch wie schon erwähnt entdeckt man Herrn Seim nicht nur in Gneus, sondern auch in den Gemeinden der Umgebung ist er zur Stelle, wenn ein Ereignis für die Nachwelt festgehalten werden muss.

Heimatabend2

Aus diesem Grund wird er auch von anderen Gemeinden angesprochen, seine Dias der Öffentlichkeit vorzuführen. An der angespannten Stille, den freudigen Ausrufen oder den spontanen Lachern, welche die Kommentare von Wolfgang Seim zu solchen Abenden begleiten, erkennt man den Zauber, den das Dia heute immer noch ausübt.

Uns ist beim Betrachten seiner Bilder bestimmt nicht immer bewusst, wie viel Arbeit und Mühe im Laufe der Zeit Herrn Seim sein Hobby gekostet hat, muss doch jedes Dia eingeordnet und betitelt werden, um nicht die Übersicht zu verlieren bei einem Fundus aus über 40 Jahren. Zum Umfang seiner Sammlung meint Wolfgang Seim: „Ich weiß nicht, wie viele Dias ich habe, man könnte es ausrechnen, aber ich will’s gar nicht wissen.“

Wünschen wir Herrn Seim Gesundheit, dass er noch lange seiner Fotoleidenschaft nachgehen kann und mit seinen Bildern weiterhin Momente festhält, welche ohne ihn unwiederbringlich verloren wären.

T. Schwarz (März 2003)

Dass die Tradition des jährlichen Heimatabends, der 1957 von Lehrer Krapp eingeführt wurde, tatsächlich bis heute Bestand haben würde, daran hätte damals so manch ein Einwohner von Gneus gezweifelt. Bereits zu diesem Zeitpunkt lieferte Wolfgang Seim „Futter“ für den Heimatabend bei dem Lehrer ab – stellte einige seiner Dias zur Verfügung. Folglich war er später DER Mann, der diese Tradition fortführen sollte, als besagter Lehrer das Amt abgab. Schließlich hatte er bereits damals sehr häufig die Kamera bei sich. In-zwischen sind es mehr als 50 Jahre, die er für Gneus und Umgebung mit der Kamera unter-wegs war. „Selbst auf dem Traktor in Staub und Hitze war der Fotoapparat oft dabei“, erinnert sich der heute 79­Jährige zurück. Bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten ist der Hobbyfotograf zur Stelle, lichtet alles ab, was später noch einmal für Gesprächsstoff sorgen könnte – oder einfach nur im Bild für die Ewigkeit festgehalten werden sollte. „Natürlich kann ich nicht überall sein. Da kommt dann schon mal die Frage: Wo warst Du als dies oder jenes geschah?“. Dass er jedoch beinahe von einem Event zum nächsten tingelt, im gesamten Bereich der VG ­Hügelland immer wieder mit Kamera gesehen wird, kommt dem Fragenden dabei nicht ins Bewusstsein.

V. Höntsch (2015)