Ortsgeschichte Gneus

Ortsgeschichte Gneus

Gneus – ein Dorf von Wald und Landwirtschaft geprägt

Die Gemeinde Gneus ist mit ihren zwei Ortsteilen Ober- und Untergneus die erste Hügellandgemeinde, die man auf der, im Jahre 2001 grundhaft erneuerten, schönen Straße von Geisenhain kommend erreicht.

In einem von Wiesen und Wald eingefassten Tal (Untergneus) und auf einer etwas höher gelegenen Ebene (Obergneus) leben insgesamt ca. 170 Einwohner. Vom Ortsbild her prägt beide Ortsteile der schön gepflasterte Dorfplatz mit den rundumliegenden, doch recht stattlichen  Gehöften.

Typisch für Obergneus ist die Dorflinde auf dem Dorfplatz, die auch vom Denkmalschutzamt als schutzwürdig eingestuft wurde. Auf dem Untergneuser Dorfplatz wird in einigen Jahren auch eine so stattliche  Linde stehen. Dort wurde zur Wiedervereinigung 1990 wohl eine Einheitseiche gepflanzt. Doch Eichen wollen auf dem Dorfplatz in Untergneus nicht so recht gedeihen, weshalb nach mehreren Versuchen im Jahr 1994 eine Linde diesen Platz einnahm und sich prächtig entwickelt.

Urkundlich erwähnt wurde Gneus schon im Jahre 1411 in einem Lehnbrief des Landgrafen Wilhelm, im Jahre 1457 gehen „Zinsen Nydergnus und Obergnus in die Pflege Leuchtenburg“.

Bereits 1570 gab es eine Schule, die sich neben der Kirche befindet und im Jahre 1677 vom Blitz getroffen niederbrannte. Bis 1961 besuchten die Kinder aus Gneus die ortsansässige Schule, danach mussten die Schüler in der Zentralschule in Tröbnitz lernen. Im selben Jahr wurde der letzte in Gneus wirkende Lehrer, Herr Krapp, in den Ruhestand versetzt. Er ist der Erfinder des Gneuser Heimatabends, den er im Januar 1957 ins Leben rief.

Die gemeinsame Kirche beider Ortsteile beherbergt ein kostbares Kleinod der Orgelbaugeschichte. Im Jahre 1737 wird von Justus Ehrenfried Gerhard eine neue Orgel eingebaut. Sie ist die älteste erhaltene Orgel im Gebiet des ehemaligen Kreis Stadtroda und konnte durch den Einsatz des Vereins zur Wahrung und Rettung kirchlicher Kunst und Kultur im Umkreis Stadtroda e. V. erhalten werden. Eine wichtige Vorraussetzung dafür war die die Erhaltung des Kirchengebäudes. Im Jahre 1820 neu gebaut, war es nach der Wende höchste Zeit für eine Sanierung. Die Reparatur des Kirchturmdaches konnte 1991 realisiert werde. Die Einwohner der Gemeinde Gneus leisteten hierbei große Hilfe, so konnte das Gerüst in Eigenleistung gestellt werden. Dadurch wurden die Neueindeckung des Turmdaches und die Erneuerung der Wetterfahne erst möglich. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Inhalt des Turmknopfes mit Dokumente und Fotos als Botschaft für die Zukunft ergänzt. Eine neue Kirchenuhr zeigt allen Einwohnern und Gästen funkuhrgenau an, welche Stunde geschlagen hat und im Dezember 1994 konnte mit einer Orgelweihe die Restaurierung des kostbaren Instrumentes gefeiert werden.

Die Einwohner von Gneus sind schon immer aktiv in die Gestaltung und Entwicklung ihrer Gemeinde eingebunden. Besonders bei Straßen- und Dorfplatzbau legten sie fleißig mit Hand an. Während ab 1965 der Dorfplatz und die Hauptstraße in Untergneus gepflastert wurden, kam dieses Vorhaben 1984 in Obergneus zum Abschluss. Viele Arbeiten zur Vorbereitung, wie die Verlegung der Kanalisation, wurden in NAW durchgeführt.

Nach 1989 ging es dann schon moderner zu und es konnte1992 das Trinkwassernetz in Untergneus, welches 1904 erbaut wurde, erneuert werden. Es folgte 1993 der Neubau des Hochbehälters für Ober- und Untergneus. Im Jahre1993 konnte seitens der Gemeinde dann auch mit der Erneuerung der Nebenstraßen begonnen werden, die im Zuge des Wasserleitungsbaues betroffen waren. Ein großer Fortschritt war die 1999 begonnene Straßenerneuerung der Kreisstraße zwischen Großbockedra und Geisenhain. Mit dieser Maßnahme wurde auch die Hauptstraße in beiden Ortsteilen saniert, besonders das Verschwinden des gefürchteten Holperpflasters am Berg zwischen Unter- und Obergneus war für alle Fahrer und Fahrzeuge eine Erlösung.

Besonders viel konnte geschaffen werden, als Gneus im Förderprogramm der Dorferneuerung von 1998 bis 2001 aufgenommen war. Ungefähr 60 Prozent der Grundstückseigentümer stellten für private Maßnamen Fördermittelanträge, wovon das Dorfbild entscheidend an Ansehen gewinnen konnte. Viele Fachwerkfassaden strahlen mit neuen Fenstern und neuem Anstrich und bringen so ihre ganze Schönheit zum Ausdruck.

Aber auch viel gemeindlichen Vorhaben wurden durch die Förderung des Landes Thüringen möglich: Es wurden weitere Straßenbauarbeiten an Plätzen und Nebenstraßen getätigt, in jedem Ortsteil ein neuer Spielplatz gebaut, die beiden Feuerwehrhäuser in die Kur genommen, die Bushaltestellen erneuert, und der Volleyballplatz in Obergneus hergerichtet. Besonders das Kulturhaus in Untergneus konnte von der Dorferneuerung profitieren. Neben Fenstern, Dach, Fassade konnten auch die Sanitäranlagen  erneuert werden.

So können die traditionell in Gneus begangenen Feste in einem schönen Kulturhaus durchgeführt werden. Zu nennen sind hier der Heimatabend, die Silvesterfeier, das Maibaumsetzen und verschiedenste Familienfeiern, die oft im großen Rahmen mit dem Dorf gemeinsam gefeiert werden, wie zum Beispiel Polterabende, Hochzeiten und Hochzeitsjubiläen. Der Höhepunkt solcher Hochzeitsjubiläen war 2002 die Eiserne Hochzeit von Walter und Gertrud Fritsche aus Obergneus. Doch auch bei andern Hochzeiten ist das Bauen einer Ehrenpforte eine schöne und bewährte Tradition in den beiden Ortsteilen. Es wird eigentlich gern gefeiert und schnell ein Grund zum Feiern gefunden.

Weithin bekannt ist der Fränkische Dorfabend in Obergneus, der1996 das erste Mal stattfand und der vom Partnerorchester der Gemeinde Gneus aus Ballingshausen musikalisch ausgestaltet wird.

Der Sinn für Geselligkeit erwächst sicherlich auch aus der gemeinsamen Arbeit der Einwohner in den zwei Waldgenossenschaften aus dem vorigen Jahrhundert, die 1991 wieder gegründet wurden. Um die Jagd zu verpachten, musste eine Jagdgenossenschaft gegründet werden.

In einer  Forstbetriebsgemeinschaft sind die Gneuser Waldbesitzer zusammengeschlossen. Sie wurde gegründet, nachdem 1991 die Eigentümer ihren Wald zurückbekamen, der bis dahin vom Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb bewirtschaftet wurde. Neben den Pflegemaßnahmen, die ein Wald so braucht und dem Kampf gegen den Borkenkäfer, hatte die Forstbetriebsgemeinschaft fast drei Jahre damit zu tun, die Grundstücksgrenzen von 130 Waldflurstücken neu abzumarken, da die Grenzmarkierungen durch die Bewirtschaftung zu DDR-Zeiten verschwunden waren.

Doch nicht nur mit dem Wald sind die Einwohner von  Gneus verbunden, auch die Teichwirtschaft wird in Untergneus gepflegt. Nachdem im Jahr 2000 der Beginn von Autobahnausgleichsmaßnahmen unter großen logistischen Problemen mit dem parallel durchgeführten Straßenbaumaßnahmen begann, wurde, unter Beachtung von  hohen Auflagen, der Grundstein für die erfolgreiche Weiterführung der Teichbewirtschaftung gelegt. Es ist somit auch kein Wunder, dass in Gneus zwei Gewerbe für Holzhandel und eine Zierfischzucht ansässig sind.

Beide Ortsteile waren früher reine Bauerndörfer und seit Jahrzehnten befindet sich die Werkstat der Agrargenosseschaft in Obergneus. Nach umfangreichen Umbau- und Sanierungsarbeiten, ausgeführt von heimischen Firmen, befindet sich auch die Verwaltung der Agrargenossenschaft neuerdings in Obergneus. In dem Agrarunternehmen haben 6 Obergneuser eine Arbeitsstelle vor Ort.

Über das VG- Gebiet bekannt sind die Volleyballer aus Obergneus, nicht nur durch ihr alljährlich stattfindendes Volleyballturnier.

Ein Besuch in Gneus lohnt sich nicht nur zu dieser Veranstaltung, durch die Anstrengungen der Einwohner hat sich Gneus zu einem sehenswerten Ort entwickelt.