Natur- und Heimatverein Tälerdörfer e.V.
Als im „Wendejahr“ 1989 der Bau einer Kadaververbrennungsanlage in Schwarzbach geplant wurde, gab es in den Tälerdörfern eine Gruppe von Bürgern, die das nicht so einfach hinnehmen wollten. Die Menschen wurden mutiger in dieser Zeit des Wandels und leisteten politischen Widerstand gegen Maßnahmen, die von „oben“ herab verordnet wurden. Von Pfarrer Franck, K. Bergner, E. Wolf, R. Herold, Ch. Koch, K. Hadasch u. P. Rode wurde erstmals eine Bürgerinitiative in den Tälerdörfern als Verein gegründet. Der Erfolg gab den Bürgern recht und so blieb man in Sachen Natur und Umwelt aktiv. Es ging den Leuten von der Bürgerinitiative darum, die Einwohner der Tälerdörfer für den Schutz der natürlichen Lebensräume in und um ihren Orten zu sensibilisieren. Spielte doch der Umweltschutz in den Zeiten der DDR nicht so eine große Rolle.
„In den Zeiten der wirtschaftlichen Neuorientierung wollten wir ein Mitspracherecht wahrnehmen, wobei wir uns nicht als 500%-ige Grüne sehen, sondern uns dem praktischen Natur- und Umweltschutz verschrieben haben“, erklärt die jetzige Vereinsvorsitzende Regina Nothnagel. Während gerade in der Wendezeit die politischen Aktivitäten überwogen, sind in den folgenden Jahren zusätzlich zahlreiche Aktionen und Aktivitäten durchgeführt worden, bei denen praktischer Naturschutz in den Tälern betrieben wurde. Durch diese, etwas andere Inhaltsgebung gründete sich 2007 aus dere Bürgerinitiative Tälerdörfer der NATUR- UND HEIMATVEREIN TÄLERDÖRFER e.V.
In den 1990er Jahren engagierte sich der Verein unter anderem für die Erhaltung der Ahornallee zwischen Waltersdorf und Erdmannsdorf, für die geordnete Deponierung der Mülldeponie Erdmannsdorf, für die Erhaltung der Schule in Ottendorf, für eine kontrollierte Wassersituation und keine neuen Brunnen in den Tälerdörfern, sowie für und für einen Radwanderweg im Bereich der Tälerdörfer.
Es wurden zahlreiche Pflanzaktionen am Tautendorfer Bach und an der Roda und
am Tautendorfer Bach unter dem Motto „Rettet die Bäche“. Das Anpflanzen von Erlen zur natürlichen Befestigung des Bachufers und von Ahorn, Eschen, Linden, Weiden, Hartriegel und Vogelkirsche zur Schaffung einer guten Ufervegetation, die auch den Vögeln und anderen Kleinlebewesen ausreichende Lebensräume bietet war ein wichtiges Vereinsanliegen. In den Jahren 1991 bis 1997 fanden die Pflanzungen gemeinsam mit Schülern der Renthendorfer und Ottendorfer Schule statt. Im Jahr 1998 ein Windschutzstreifen in Bremsnitz gepflegt und Im Jahr 2000 erfolgte die Anpflanzung von 15 einheimischen, standortgerechten Laubbäumen am Bremsnitzer Stausee durchgeführt.
In den letzten Jahren konzentrierten sich die Vereinsmitglieder bei den Pflanzaktionen besonders auf die Streuobstwiesen als wertvolle Biotope, welche immer seltener werden und einmal viel mehr die Landschaft der Tälerdörfer prägten. Viele ehemalige Obstbaumbestände sind verschwunden, eine Tendenz, welche die Naturfreunde um Frau Nothnagel mit Ersatzpflanzungen auf der Lippersdorfer Pfarrwiese und auf Grundstücken in Eineborn, Lippersdorf und Bremsnitz aufhalten wollten. „Gern würden wir als Verein eine Streuobstwiese oder erneuern helfen“, verrät Regina Nothnagel ihren Traum „Es wäre schön, wenn uns Gemeinde-, Kirchen- oder auch Privatgrundstücke zu Ersatzpflanzungen mit Hochstämmen einhaimischer Obstarten zur Verfügung gestellt werden könnten. Über die Pflege- und Nutzungsmodalitäten könnte man sich sicherlich einigen.“
„Wir wollen als Verein nicht nur durch Vorträge und Informationen auf die Wichtigkeit des Natur- und Umweltschutz hinweisen, sondern auch selbst praktisch etwas dafür tun“, nennt Frau Nothnagel die Arbeitsweise ihres Vereins.
Deshalb widmen sich Vereinsmitglieder seit 2002 jedes Frühjahr dem Aufbau und der wochenlangen täglichen Betreuung des Krötenzauns zwischen Erdmannsdorf und Lippersdorf (500m). Besonders H. Krasper, Ch. Bertram und R. Böttger sind dabei aktiv.
Doch auch um Traditionen und Geschichte der Tälerdörfer wird sich im Verein gekümmert. Vereinsmitglied Klaus Bergner aus Renthendorf hat mit der Herausgabe seiner Heimatbücher über mehrere Tälergemeinden dafür gesorgt, dass Bräuche, Sagen und Geschichten nicht verlorengehen. Mit großem Interesse wurden in Kleinebersdorf, Ottendorf, Lippersdorf-Erdmannsdorf, Eineborn und erst kürzlich in Tautendorf die Bücher mit Ortsgeschichte und Geschichten in Empfang genommen.
Einen Namen hat sich der rührige Verein auch durch die Bauernhofkalender, die 2002, 2004, 2006 und 2008 herausgegeben wurden. Von Pfarrer Franc, Kerstin Hadasch und Regina Herold wurden die Originalhofbilder von Anton Hahn und Sohn aus den 1920er Jahren zusammengetragen und für die Kalender vervielfältigt. Stolz wurden die Bilder von den Hofbesitzern wieder an repräsentativen Stellen ihrer Gebäude aufgehängt, und sie tragen sicherlich zur fürsorglichen Erhaltung der Gebäude bei.
Aber auch Vorträge und Ausstellungen zu verschiedensten Themen, die für alle Interessenten offen stehen, wurden bzw. werden vom Natur- und Heimatverein der Tälerdörfer durchgeführt. Die Baumausstellung mit Fotos der Vereinsmitglieder ist wieder im Ausstellungsgebäude in Eineborn Nr. 21 zu sehen und war als Wanderausstellung bereits zum Mühlenfest in Schönborn, in der Brehmscheune, zur 725-Jahr-Feier in Eineborn, in der Kleinebersdorfer Kirche , in der Hellborner Kirche zur Vogelstimmenwanderung, im Museum Alte Suptur in Stadtroda sowie im Schloss Heukewalde zu sehen.
Im Jahr 2002 wurde ein Vortrag über Bodendenkmale der Region und 2006 ein Vortrag über alte Apfelsorten mit dem deutschlandweit bekannten Pomologen Dr. Werner Schuricht aus Jena durchgeführt, wo man seine eigenen unbekannten Apfelsorten bestimmen lassen konnte.
Mit seinem Vortrag „Kulturlandschaft Tälerdörfer“ war im Jahr 2007 Herr Schindewolf zu Gast in der Brehmscheune und in diesem Jahr am 21. Oktober 2008 um 19.00 Uhr ist mit Herrn Klaus Schirmer als Amtsleiter der Unteren Naturschutzbehörde eine Gesprächsrunde gemeinsam mit dem Förderkreis Brehm e.V. geplant. Es geht dabei um die Mitwirkungsmöglichkeiten der Bürger bei der Umsetzung der Gesetzgebungen auf den Gebieten des Gewässer- und Umweltschutzes, des Naturschutzes und Abfallwirtschaft. Selbstverständlich sind dazu auch interessierte Bürger aus dem „Hügellandbereich“ unserer Verwaltungsgemeinschaft eingeladen.
Mit vielfältigen Vorträgen und praktischem Naturschutz möchte der Verein dazu beitragen, dass die sich immer mehr Einwohner der Tälerdörfer der Schönheit ihrer Lebensumgebung bewusst werden und sich für die Erhaltung der letzten Reste naturbelassener Landschaft einsetzen. Das ist auch schon mit kleinen Dingen möglich, wie zum Beispiel Nistkästen, die von Schülern der Tälerschule Lippersdorf im Bremsnitzer Windschutzstreifen angebracht wurden. Auch alte Bäume sollten unseren Schutz genießen, die zur Sicherheit sachkundig ausgeschnitten werden können und nicht gleich immer gleich weg müssen. Die Vereinsmitglieder haben mit dem Buchautor Wolfram Voigt („Die ältesten Bäume des SHK und Jenas“) eine beeindruckende Wanderung um Schkölen durchgeführt.
Der Natur- und Heimatverein e.V. hat zur Zeit 25 aktive Mitglieder und würde sich sehr über weitere Mitstreiter freuen. (Kontakte über Tel.: 036426/50095, Nothnagel, Bremsnitz)
Regina Nothnagel (2008)